Einen guten Whisky, den trinkt man nicht einfach so. Wer die Vielfalt seiner Aromen voll und ganz auskosten möchte, der sollte ein paar Grundregeln beachten. Eine davon ist die Wahl des richtigen Glases. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Glasformen herausgebildet, die alle jeweils ihre eigenen Vorzüge und auch Nachteile haben. Doch wichtig zu wissen ist, dass das jeweilige Glas in jedem Falle einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack des Whiskys ausübt.
Welche Unterschiede es zwischen den Gläsern zu beachten gilt, welches Glas sich für welche Whisky-Sorte am besten eignet sowie weitere Tipps und Facts rund um den Genuss des Destillats wollen wir nachfolgend einmal näher beleuchten.
Sein Name gibt bereits Aufschluss darüber, was es mit dem Single Malt Whisky auf sich hat. Das „Single“ in der Bezeichnung rührt daher, dass der abgefüllte Whisky lediglich aus einer einzigen Brennerei bezogen wird, jedoch nicht zwingendermaßen aus ein und demselben Fass. Stammt das Destillat hingegen aus nur einem Fass, so ist die Rede von einem Single Cask (Cask = Fass). Das „Malt“ in der Bezeichnung weist wiederum darauf hin, dass für die Herstellung ausschließlich gemälzte Gerste verwendet werden darf. Sie hat nur geringfügig Einfluss auf den Geschmack des Whiskys und muss deshalb nicht aus dem Umland bzw. der unmittelbaren Umgebung der Brennerei stammen.
Anders als bei einem Single Malt verhält es sich bei einem Blended Whisky. Hierbei handelt es sich um sogenannte verschnittene Whiskys: Das Destillat wird nicht aus einer Destillerie bezogen, sondern darf aus bis zu fünfzig (teilweise auch noch mehreren) verschiedenen Sorten unterschiedlicher Erzeuger gewonnen werden. Bei einem Blended Whisky handelt es sich also um ein Gemisch. Auch der relativ neutral schmeckende Grain Whisky darf für seine Herstellung herangezogen werden. Das jeweilige Mischverhältnis ist dabei für gewöhnlich unbekannt und variiert je nach Hersteller.
Eine Besonderheit gibt es dann aber doch noch: Der Blended Malt als Form des Blends enthält ausschließlich verschiedene Malt-Whiskys. Es handelt sich also nach wie vor um ein Gemisch, das jedoch ausschließlich aus divergenten Malts gewonnen wird.
Wie bei einem guten Weinglas bestimmt auch bei einem Whiskyglas der Inhalt die Form. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Gläsern unterscheiden: Der Tumbler und das Nosing-Glas. Es gibt jedoch auch ein paar allgemeingültige Kriterien, die sich identifizieren lassen.
• Der Tumbler: Tumbler-Gläser werden für Blends bevorzugt, insbesondere für den klassischen amerikanischen Whisky. Sie haben eine weite Öffnung und ermöglichen eine hohe Sauerstoffzufuhr. Dadurch verflüchtigen sich die Aromen schneller.
• Das Nosing-Glas: Das Nosing-Glas ist das klassische Glas, das für Tastings verwendet wird. Es besitzt eine Tulpenform und wird in der Regel für die hochwertigeren, schottischen Single Malts verwendet. Im Bauch des Kelches werden die Aromen gebündelt, ohne dass sie sich zu schnell verflüchtigen. Zudem wird der intensive Geruch über die sich nach oben hin verjüngende Öffnung intensiver aufgenommen.
• Klarheit: Ein ungefärbtes klares Glas gibt die Farbe des Whiskys bestmöglich wider und unterstützt dabei den Whisky richtig einzuordnen. Ein dünnes Kristallglas ist grundsätzlich von Vorteil, da es eine hohe Qualität aufweist und das Licht weniger reflektiert. Der Whisky im Glas hat dadurch eine kräftigere Farbe.
• Der Glasrand: Ein breiter gewölbter Rand, wie er bei den Nosing-Gläser vorkommt, ermöglicht, dass der Whisky breit in den Mund fließen und so die ganze Zungenfläche benetzen kann. Dadurch wird das Schmecken vielfältiger Aromen möglich.
Der Tumbler ist das klassische Glas für einen Blended Whiskey oder einen amerikanischen Bourbon. Mit seinem massiven dicken Boden, der geradlinigen Form und seiner weiten Öffnung kann er gut und gerne als das Standard-Whisky-Glas bezeichnet werden. Denn wer in einer Bar einen Whisky bestellt, bekommt ihn mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit in einem Tumbler serviert.
Die weite Öffnung ermöglicht ein einfaches Befüllen mit Eis und bietet zudem reichlich Platz für Würfel und Kugeln. Durch den dicken Boden und die Form wird zudem wenig Wärme abgegeben, sodass der Whisky länger kühl bleibt und die Eiswürfel nur langsam schmelzen.
Die weite Öffnung hat aber auch zur Folge, dass der Whisky mehr Sauerstoff atmet und sich seine Aromen dadurch viel schneller verflüchtigen. Bei einem Blend, einem verschnittenen Whisky, ist das kein Problem, bei einem Single Malt Whisky und seinen mannigfaltigen Geschmacksnuancen kann dies allerdings problematisch werden.
Das Nosing-Glas, das gerne auch als Tasting-Glas bezeichnet wird, eignet sich hervorragend für edle Whiskys, wie den schottischen Single Malt Whisky. Der Name verrät es schon: es ist das bevorzugte Glas bei einer Verkostung.
Seine Form ähnelt einer Tulpe und kommt derjenigen eines Sherryglases am nächsten. Der bauchige Kelch sorgt dafür, dass die Aromen breitflächig im unteren Drittel des Glases gebündelt werden. Die sich nach oben hin verjüngende Form bietet zudem weniger Sauerstoffkontakt, sodass sich die feingliedrigen und vielschichtigen Nuancen nicht so schnell verflüchtigen. Der Riechtest offenbart sodann komplexe Geschmacksnoten und unterstützt den Kenner bei ihrer Identifizierung.
Typisch für ein Nosing-Glas ist zudem ein gewölbter Glasrand. Dadurch kann der Whisky breitflächig auf die Zunge fließen und sich besser verteilen. Auch das kommt der harmonischen Entfaltung der Aromen zu Gute.
Charakteristisch ist weiterhin eine hohe Brillanz der Gläser, sodass die Whiskyfarbe einfacher beurteilt werden kann. Kristallglas ist hier am besten geeignet, da ein geringerer Lichtanteil reflektiert wird, sodass die Farbe des Whiskys noch stärker hervortritt.
Typisch für das Glas sind zudem dünne Glaswände, sodass sich die Körpertemperatur beim Halten des Kelches auf das Destillat überträgt und sich positiv auf die Geschmacksentfaltung auswirkt. Übrigens: einen Single Malt trinkt man bei Zimmertemperatur und niemals mit Eis!
Das Glencairn Glas
Bei vielen Tastings ist es die Numero Uno: das Glencairn Glas. Es hat ein Fassungsvermögen von 35 ml sowie eine einfache Tulpenform mit einem festen Boden. Damit verbindet es die Vorteile eines Nosing-Glases mit der Stärke und Standhaftigkeit eines Tumblers. Das Glas wird gerne in schottischen Destillerien zur Verkostung eingesetzt.
Nosing-Glas mit Stiel
Dieses Nosing-Glas besitzt einen tulpenförmigen Kelch, der auf einem langen Stiel thront. Insbesondere alte Single Malt Whiskys entfalten ihre Aromen optimal in seinem Körper. Nicht zuletzt verleiht der Stiel dem Destillat einen ehrwürdigen Charakter – deshalb wird es gerne auch für besondere Anlässe zu Rate gezogen.
Die Entstehung des Whiskyglases, wie wir es heute kennen, datiert auf das 18. Jahrhundert, als die industrielle Glasproduktion Einzug hielt. Um 1810 setzte man in England schließlich die Technik der Pressglasherstellung ein. Die bis dahin favorisierte, traditionelle Trinkschale „Quaich“ aus Schottland wurde schließlich nach und nach von diesem Trinkglas ersetzt, das dem heutigen Tumbler sehr nahekommt. Das schlichte Behältnis aus Pressglas war zudem mit rautenförmigen Verzierungen ausgestattet. Sie sollten dem Trinkenden Halt geben.
Diese Verzierungen, die sich auch heute noch bei vielen Tumblern wiederfinden, sind ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Ein Hersteller, der das Augenmerk auf diese über die Jahre immer prunkvoller gestalteten Verzierungen legt, ist beispielsweise Nachtmann.
Sicherlich ist Dir schon einmal aufgefallen, dass Kenner ihren Whisky auf eine besondere Art und Weise schwenken. Doch was hat es mit diesem Prozedere auf sich? Ganz einfach: Durch sanftes Kreisen lassen sich die Aromen im Whisky leichter lösen.
Wird wiederum ruckartig geschwenkt, so verteilt sich der Whisky besser auf den Glaswänden. Dadurch wird das sogenannte „Fenster“ sichtbar, an dem sich erkennen lässt, ob es sich um einen jungen oder einen älteren Whisky handelt. Ein junger Whisky präsentiert sich hell und fließend, ältere Whiskys hingegen haben meist ein dunkles, öliges und länger anhaltendes „Fenster“.
Doch Vorsicht! Wer nun denkt, je stärker er schwenke, desto mehr komme es seinem Whisky zu Gute, der sei eines besseren belehrt: Zu festes Schwenken setzt zu viel Alkohol frei – und wer möchte den schon beim Riechen die ganze Zeit in der Nase haben… .
Das Tasting ist vorbei und nun kommt der leidige Part: das Abspülen. Lassen sich Whiskygläser denn einfach und unkompliziert in der Spülmaschine reinigen? Ein klares „Jain“. Es gibt einige Gläser, die sich im Geschirrspüler reinigen lassen. Dennoch besteht Gefahr, dass selbst ein hochwertiges Glas nach häufiger Reinigung irgendwann milchig oder blind wird.
Die massiven Tumbler lassen sich in der Regel eher in der Spülmaschine reinigen, als ein feingliedriges Nosing-Glas. Letzteres sollte daher lieber von Hand gereinigt werden, obgleich es Nosing-Gläser gibt, die laut Hersteller für die Reinigung in der Maschine geeignet sind. Dazu zählen etwa die hochwertigen Whiskygläser der Firma Riedel.
Sollten nach der Reinigung von Hand Wasserflecken auf dem Glas sichtbar sein, so können diese mit einem Geschirr- oder Politurtuch wieder entfernt werden. Dabei sollten die Geschirrtücher aber keinesfalls mit Weichspüler in der Waschmaschine gewaschen werden, denn dadurch kann eine unschöne Fettschicht auf den Gläsern zurückbleiben.
Einen edlen Whisky mit Wasser verdünnen? Viele Whiskyliebhaber schreien an dieser Stelle auf. Und tatsächlich, bei diesem Thema gehen die Meinungen gehörig auseinander. Was für die meisten ein No-Go ist, empfinden andere als Bereicherung. Doch wann ist es sinnvoll, seinen Whisky mit Wasser zu verdünnen?
Sogenannte „Cask“-Whiskys zeichnen sich durch eine ausgesprochen intensive und hoch komplexe Aromenvielfalt aus. „Cask“ steht in der Übersetzung für „Fass“. Es handelt sich hierbei also um sogenannte Fassstärke-Whiskys, die lange Zeit in einem Fass zu ihrer vollen Blüte heranreifen. Der Alkoholgehalt eines solchen Tröpfchens kann durchaus an die 50 bis 65 Volumenprozent betragen. Um den Whisky pur zu genießen, ist der Alkoholgehalt zu hoch, die Geschmacksnerven werden betäubt und das Geschmackserlebnis verfälscht. In so einem Fall kann es daher sinnvoll sein, den Whisky mit etwas Wasser zu verdünnen und ihn auf Trinkstärke zu reduzieren.
Auch kann bei Whiskys mit einer reduzierten Stärke von lediglich 40 % das Geschmackserlebnis durch die Zugabe von Trinkwasser verfeinert werden. Ein solcher Whisky kann dann beispielsweise völlig anders wahrgenommen werden als in seinem unverdünnten Zustand.
Single Malt Whiskys hingegen, die in einem Nosing-Glas getrunken werden, um ihr Profil vollständig entfalten zu können, sollten in der Regel nicht verdünnt werden, um ihre Aromen nicht zu verwässern.
Letzten Endes ist es aber auch eine Frage des eigenen Gustos, ob und wie viel Wasser man seinem Tröpfchen beimischt und wie es für einen selbst am harmonischsten ist. Grundsätzlich gilt jedoch die Faustregel: Immer erst einmal mit geringen Wassermengen starten.