Ob für eine attraktive Weinverkostung, einen festlichen Anlass oder das romantische Dinner zu zweit – die elegante Präsentation der Weine gelingt mit einem Dekanter nahezu von selbst. Doch nicht nur in optischer Hinsicht bietet das Dekantieren seine Vorzüge.
Warum es sich zu jeder Zeit lohnt, einen Wein zu dekantieren und zu karaffieren, auf was es bei der Wahl des richtigen Dekanters zu achten gilt und was es mit den unterschiedlichen Formen der Karaffen auf sich hat, wollen wir im Nachfolgenden einmal näher beleuchten.
Dekanter gibt es in der Zwischenzeit in vielen unterschiedlichen Formen – und das hat auch seinen guten Grund. Doch zu Beginn wollen wir uns erst einmal einer allgemeinen Definition widmen und erklären, was es mit dem Dekantieren auf sich hat.
Bei einem Dekanter handelt es sich um ein gläsernes, in der Regel durchsichtiges Gefäß mit einem breiten und bauchig ausfallendem Boden und einem dünnen, teilweise schmalen Hals. Der Dekanter wird zum Belüften von Weinen mit Sauerstoff verwendet, sodass sich die im Wein enthalten Aromen besser entfalten können.
Der Begriff des Dekantierens leitet sich aus dem lateinischen Wort „decanthare“ bzw. aus dem französischen „décanter“ ab, das in seiner Übersetzung so viel bedeutet wie „umfüllen“, „abgießen“ und „klären“, und deutet damit bereits auf die Funktion des Dekanters: das Abgießen einer Flüssigkeit.
Das sogenannte „Depot“, der Bodensatz und damit kleine Traubenreste und unerwünschte Nebenprodukte, die durch den Reifeprozess vor allem bei älteren Weinen entstehen, sollen beim Dekantieren vom Wein getrennt werden. Zugleich soll der Wein schon beim Abgießen und dem anschließenden „Karaffieren“ mehr Sauerstoffkontakt erhalten, um atmen zu können und so seinen Geschmack zu verbessern.
Eine Grenze zwischen den beiden Begrifflichkeiten „Dekantieren“ und „Karaffieren“ zu ziehen, ist heute nicht mehr „en vogue“, sodass so gut wie niemand mehr vom „Karaffieren“ spricht, wenn es um die Belüftung des Weines geht. Streng genommen bezeichnet demnach das „Dekantieren“ die langsame Absetzung der Flüssigkeit von seinem Bodensatz, vom „Karaffieren“ spricht man hingegen, wenn es um die Belüftung des Weines und damit das gezielte Aussetzen mit Sauerstoff geht, um den Geschmack zu verbessern.
Der breite und bauchige Boden des Glasgefäßes ermöglicht dem Wein in kürzester Zeit mit reichlich Luft in Berührung zu kommen – hier gilt: je größer die Oberfläche, desto mehr Sauerstoffkontakt ist möglich. Der schmale, verjüngte Hals sorgt hingegen dafür, dass die Aromen nicht entfliehen können und so gebündelt im Gefäß gehalten werden.
Je nach Rebsorte bedarf ein Wein jedoch unterschiedlich viel Sauerstoff, um sein volles Bouquet, die Summe seiner Aromen, entfalten zu können. Und auch die Temperatur spielt eine entscheidende Rolle.
Geht es ums Dekantieren, gehen die Meinungen auseinander – manche behaupten gar, der Vorgang sei völlig überschätzt und würde überbewertet werden. Wieder andere sind der Überzeugung, dass das Dekantieren einem jeden Wein etwas Gutes tun könne. In letztere Riege wollen auch wir uns einreihen.
Ältere Weine neigen dazu einen Bodensatz bzw. Weinstein zu bilden, welchen man ungern beim Trinken im Glas haben möchte. Beim Dekantieren bleiben diese unerwünschten Nebenprodukte in der Flasche zurück. Das gelingt am besten, wird der Wein langsam in den Dekantierer abgefüllt. Ein prüfender Blick mit einem Feuerzug zeigt dann schließlich, ob die unerwünschten Nebenprodukte tatsächlich in der Flasche zurückgeblieben sind – oder nicht.
Am Gaumen drückt der dekantierte Wein zudem einen höheren Fruchtgehalt aus (vor allem bei Rotweinen). Tannine werden hingegen sanft geglättet und harmonisch integriert.
Einen jüngeren Wein zu dekantieren ist von Nachteil? Keineswegs! Bei jungen Weinen kann die Belüftung des Weines maßgeblich erhöht und so entsprechend dazu beigetragen werden, dass die Komplexität des Weines gesteigert und die Aromen geöffnet werden.
Bei einem jüngeren Wein sollte allerdings darauf geachtet werden, dass sie schnell in den Dekanter abgegossen werden. Der Wein wird so „umhergewirbelt“ und kommt in kürzester Zeit mit relativ viel Sauerstoff in Kontakt. Ein junger Wein kann sodann reife Noten entwickeln, die man sonst eigentlich nur von älteren Weinen kennt.
Eine alte Faustregel besagt, je reifer ein Wein ist, desto später sollte er dekantiert werden. Bei einem sehr reifen Wein raten Experten dazu, ihn erst 10 Minuten vor dem Verzehr zu dekantieren.